Automobil-Club Füssen v. 1925 e.V. 

                                                           Ortsclub im ADAC

 

Chronik

1925-1945 

An einem Freitag  dem 26. Juni 1925 trafen sich im Nebenzimmer des Hotels Alte Post in Füssen 22 Automobil- & Motorradbesitzer, um eine Ortsgruppe Füssen des ADAC, den Automobil-Club Füssen von 1925 e.V. ins Leben zu rufen. Zu der Gründungs- versammlung waren sämtliche Automobil- & Motorradbesitzer des Bezirkes Füssen eingeladen worden. Fuhr um 1925 herum erst jeder hundertste Deutsche ein Automobil, so war es in den USA bereits jeder sechste Bürger. 
Nicht der Motorsport, sondern das Interesse an Motorrädern und Autos, von denen es zur damaligen Zeit noch sehr wenige auf den Straßen gab, waren die Beweggründe für eine Vereinsgründung.
Die in der Gründungsversammlung teilnehmenden 22 Personen traten sämtlich dem neuen Club bei. Die gewählte Vorstandschaft setze sich aus renommierten Bürgern zusammen.

 

1. Vorsitzender

Herr Bankdirktor Friedrich Schropp, Füssen

2. Vorsitzender

Herr Hotelier Albrecht Engl, Hohenschwangau

1. Sportwart

Herr Direktor Hans Pohl, Trauchgau

2. Sportwart

Herr Josef Kehle, Autobesitzer, Füssen

Schatzmeister:

Herr Cafetier Karl Wechner, Füssen

Schriftführer

Herr Architekt Herr Rüther, Füssen

1. Beisitzer

Herr Architekt Rudolf Leinweber, Füssen

2. Beisitzer

Herr Hotelier Georg Ehalt, Füssen

3. Beisitzer

Herr Kaufmann Friedrich Albrecht, Füssen

4. Beisitzer

Herr Autobesitzer Wilhelm Kehle

5. Beisitzer

Herr Frisör Ernst Bäuerlein, Füssen

6. Beisitzer

Herr Mechaniker Eduard Weiss, Füssen

Für einen damals festgesetzten Jahresbeitrag von  3,00 Mark für Motorradfahrer und 5,00 Mark für Automobilbesitzer und einem entsprechenden Bürgen konnte man Mitglied im Automobil-Club Füssen werden. Zudem war es sehr vorteilhaft, wenn man gleichzeitig auch Mitglied im großen ADAC war, da die Anzahl von Mitgliedern, die nicht dem ADAC angehörten,  nicht überschritten werden durfte.
Da die Eintragung in das Vereinsregister beschlossen war, verging eine geraume Zeit, bis alle Formalitäten erfüllt waren und der Club als solcher in Aktion treten konnte. Die Satzung trat am 15. Juli 1925 in Kraft und die Vereinseintragung beim Amtsgericht Füssen erfolgte am 20.10.1925.
Ferner bewirkte das naturgemäße Ruhen des Kraftfahrzeugwesens während der Wintermonate, dass für die noch übrige Zeit des Geschäftsjahres noch nicht viel unternommen werden konnte. Die allgemein schwierige wirtschaftliche Lage lies es notwendig erscheinen, von allen Veranstaltungen, die mit Kosten verbunden waren, vorerst abzusehen, weshalb auch die zunächst vorgesehenen regelmäßigen Gesellschafts- und Mitgliederabende nicht durchgeführt werden konnten.


Wenn dadurch auf gesellschaftlichem und sportlichem Gebiete auch keine großen Ereignisse zu verzeichnen waren, so wurde auf verwaltungstechnischem Gebiet umso emsiger und erfolgreicher gearbeitet. Zunächst wurde durch Anknüpfung persönlicher Beziehungen und Verhandlungen mit der Tiroler Landesregierung versucht, die Berechtigung zur Ausfertigung von Grenzkarten- Triptyks – für den Grenzübertritt nach Tirol zu erlangen. Diese wurden dann an Mitglieder und Nichtmitglieder verkauft.

Das Clublokal war anfangs beim Gründungsmitglied Josef Ehalt in der „Alten Post" in Füssen, später wechselte man in die örtlichen Lokalitäten der Mitglieder.
Die gemeinsamen Ausfahrten führten die Clubmitglieder vorwiegend ins benachbarte Tirol und nach Italien - besonders beliebt waren dabei die Passtrassen über die Alpen.

Auch mit anderen Automobil-Clubs in der Umgebung wurde frühzeitig Kontakt aufgenommen. So unterstützte der Automobil-Club Füssen auch die „Ohnehaltfahrt“ des Automobilclubs München durch Bayerns Berge. Die Füssener waren bei der Durchführung der Veranstaltung nach besten Kräften behilflich. An dieser Fahrt nahmen 13 Kraftwagen und 290 Motorräder teil.
Ebenfalls wurden  der Motorsportclub Garmisch-Partenkirchen,  der Automobil-Club Ulm, Automobilisten von Reutte bei Ausfahrten des Ortsclubs besucht.

Seitens der Vorstandschaft wurde besonderes Augenmerk auf den Ausgaben der Organisation und das Verhältnis zum ADAC gerichtet. Mit der 1924 in Bad Schacherern gegründeten Bezirksgruppe Allgäu des ADAC wurde Fühlung aufgenommen. 1927 trat der Automobil-Club  Füssen der Bezirksgruppe bei. Zu dem Zeitpunkt verzeichnete der Automobil-Club 51 Mitglieder.

Ebenso setzte sich der Club für die Verbesserung der Straßenzustände und  Bahnübergänge in der Umgebung ein.
Im August 1927 nahm der Ortsclub Füssen am Oberjochrennen in Hindelang – Schattwald teil. Das erste Jochrennen fand am 16. September 1923 statt, anfangs nur mit Motorrädern und auf ungeteerter Straße. Weitere sieben Rennen folgten bis zum September 1930. Bedingt durch die Wirtschaftskrise und den 2. Weltkrieg erfolgten erst wieder ab 1954 weitere Rennen am Oberjoch.

Am 10.September 1936 tritt der 1. Vorsitzende Herr Bankdirektor Friedrich Schropp von seinem Amt zurück. Herr Architekt Hans Rüther wird vom damaligen Gauvorsitzenden Herrn Direktor Odendahl in München zum Nachfolger und somit 1. Vorsitzenden des Automobil-Club Füssens, ernannt. In der anschließenden Nachwahl wird Herr Rüther von  der Hauptversammlung nachträglich einstimmig zum Vorsitzenden gewählt.
Durch den Anschluss Österreich an das Deutsche Reich 1938 endete die rechtliche Existenz des österreichischen Bundesstaates und die  Ausstellung von Triptyks hatte sich damit erledigt.

Am 27.09.1933 wurde durch ein Übereinkommen zwischen ADAC und NSKK (Nationale Deutsche Automobilclub) der Einheitsclub DDAC gegründet. Der ADAC ging in dem neuen Gesamtclub „Der Deutsche Automobil-Club“ (DDAC) auf. Der Einheitsclub übernahm sämtliche organisatorische Einrichtungen des ADAC.Auf der untersten Ebene der Ortvereinen wurde  den zahlreichen Automobil- und Motorradclubs vom Gauführer die Auflösung nahegelegt  Die ehemaligen Mitglieder der Ortsclubs  sollten den neu gegründeten DDAC-Ortsgruppen beitreten.  Damit ergab sich auch 1938 die Möglichkeit, die schon längst fällige Auflösung  des Automobil-Club Füssen durchzuführen und die Mitglieder desselben der Ortsgruppe des DDAC einzugliedern. Aus dem vorhandenen Barvermögen des alten Ortsclubs erhielten die noch vorhandenen 15 Clubmitglieder Benzin-Gutscheine für den Bezug von je etwa 45 Liter Benzin bei den Tankstellen der Mitglieder Albrecht Engl in Hohenschwangau und Wilhelm Kehle in Füssen für eine im Frühjahr zu haltende letzte Clubausfahrt. Der Rest des Vermögens diente zur Kostendeckung des Liquiditätsverfahrens bzw. zur Führung der Geschäfte des neuen Clubs 

Weitere neue Verkehrsvorschriften werden erlassen. So wird ab 1. November  1938 das Verkehrsschild „Halt“ – Vorfahrt auf der Hauptstraße achten und die STOP Straßen eingeführt. 1939 brach der Zweiten Weltkrieg aus. Alle geeigneten Fahrzeuge werden beschlagnahmt, ebenso erfolgt die Beschlagnahme des Clubvermögens.  

Mitglieder wie Dr. Otto Keller fielen im Krieg. Seine Witwe und seine 3 Kinder erhielten aufgrund der langjährigen Mitgliedschaft von Dr. Otto Keller (seit 1927) eine Kameradschaftshilfe  des DDAC aus dem Fond „Kriegs-Hinterbliebenen-Unterstützung“ die vorgesehene höchstmögliche Zuwendung von  950 RM netto.

Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 erfolgte die Auflösung des DDAC mit allen Ortsgruppen. Der ADAC wurde am 5. Dezember 1946 in München wieder gegründet und ab 1948 auch in den übrigen westlichen Besatzungszonen zugelassen. Der wiedergegründete ADAC sieht sich in der Tradition des von 1903 bis 1933 bestandenen ADAC und setzt diese fort. 

 

1946-1990

Nach dem Krieg war es wiederum Architekt Hans Rüther, der die Wiederbelebung unseres Ortsclubs in die Wege leitete.  Anfang der 50er Jahre fand an der Weissenseer Steige unter dem Vorsitz von Karl Mazzolini  das jährliche Seifenkisten-Rennen statt.  Es war eines der ersten sportlichen Veranstaltungen  nach dem Kriege. Ebenso fanden 1953 und 1955 Eisrennen und Skijöring auf dem Obersee in Bad Faulenbach statt.

Um die Finanzen des Ortsclubs etwas aufzubessern und vor allem interessante motorsportliche Veranstaltungen zu finanzieren, betrieb der Orts-Club unter Leitung von Hans Gartlacher, in der Ziegelwies von 1954 bis 1958 eine „Trippstick-Stelle". Hier konnte man für die Einreise nach Österreich und Italien Benzingutscheine kaufen, was für den Orts-Club eine einträgliche Einnahmequelle war.

Unter dem Motto „II. Allgäuer ADAC-Go-Kart-Rennen" fand am 01. Juli 1962 das erste überregionale Go-Kart-Rennen unseres Ortsclubs statt, welches durch die Freyberg-, Glück- und Ottostrasse führten.  

1963 setzte sich der Automobil-Club für den Ausbau der Augsburger Straße ein. Der Automobil-Club Füssen wollte erreichen, dass die Bäume auf der stadteinwärts rechten Seite bis in Höhe des Landratsamtes gefällt werden und die Straße um 2 Meter verbreitert wird.

Unvergessen bleibt die 1979 von unserem Ortsclub, organisierte Groß- demonstration unter dem Motto „FÜS bleibt FÜS". Hierbei ging es darum, dass das Kennzeichen „FÜS" erhalten bleibt - leider ohne Erfolg! Aber seit letztem Jahr haben die Füssener ihr FÜS ja wieder bekommen.

Eine weitere Großdemonstrationen wurde unter Federführung des Orts-Club Füssen durchgeführt: „Ausbau der B 17" zwischen Füssen und Steingaden, was ja zwischenzeitlich zum Erfolg geführt hat. Anlässlich unseres 50-jährigen Vereinsjubiläums im Jahr 1975 wurde von unserem Orts-Club eine deutschlandweite „Sternfahrt" ausgeschrieben.
Unter anderem nahmen daran auch ADAC-0rtsclub-Mitglieder aus Flensburg teil, der nördlichsten Stadt Deutschlands.  Zum 700sten Jubiläum der Stadt Flensburg im Jahr 1984 erinnerte man sich wieder an uns, so dass wir zu diesem Fest eingeladen wurden. Daraus entwickelte sich eine langjährige Besuchsfreundschaft, die alle 2 Jahre abwechslungsweise einmal in Flensburg und einmal in Füssen stattfand.

Unter dem Motto „Kennen Sie Tirol" organisierte unser damaliger Ehrenvorsitzender Franz Milz von 1979 bis 1986 Suchfahrten, welche deutschlandweit allen ADAC-Ortsclubs angeboten wurden. Diese „Suchfahrten" erstreckten sich vom Tannheimertal - Lechtal - Oberes Inntal - Pitztal bis hin zum Arlberggebiet. Die Fahrtrouten, die Auswahl der schönsten Suchpunkte und die interessantesten Sehenswürdigkeiten wurden von unserem damaligen 1. Vorsitzenden Franz Milz persönlich ausgesucht.

1983 gründete Gerhard Kinzl die „Trial-Gruppe". Mit viel Engagement und Enthusiasmus versuchte er über einige Jahre hinweg, den Trial-Sport in Füssen zu erhalten. Hierfür wurde uns von der Standortverwaltung Füssen das Gelände in Füssen- Niederried zur Verfügung gestellt. Von 1985 bis 1989 fanden hier auch überregionale Veranstaltungen statt. Im Durchschnitt haben sich hierfür aus ganz Süddeutschland 180 Teilnehmer angemeldet. Durch Proteste der Anwohner war es bedauerlicherweise nicht mehr möglich, diesen Sport auszuüben und die Trial-Gruppe musste aufgelöst werden.
 
 

Um unseren Jugendlichen einen behutsamen Einstieg in den Motorsport zu bieten, gründeten unsere Clubmitglieder Hans Caduff und Michael Zobl 1989 eine Go-Kart-Gruppe. Mit der Anschaffung der ersten vereinseigenen Karts rückte die Jugendarbeit immer mehr in den Vordergrund des Vereinslebens.

1991-heute

1991 konnte die 1. Füssener Stadtmeisterschaft durchgeführt werden. In den folgenden Jahren war unser Ortsclub auch Ausrichter der „Go-Kart-Allgäu-Runde", an der sich bis zu 150 Go-Kart-Fahrer aus dem süddeutschen Raum beteiligt haben. Um Jugendliche für diesen Sport zu begeistern, wurden „Go-Kart-Kennen" auch in das AZ-Ferienprogramm mit aufgenommen. Die Jugendlichen waren begeistert!
Trotz größter Bemühungen war es auch in diesem Bereich nicht mehr möglich geeignete  Trainingsgelände zu bekommen, so dass 1998 auch diese Gruppe aufgelöst werden musste. Dies bedauern wir auch heute noch sehr, zumal aus dieser Gruppe, der 10- bis 18-jährige Jugendliche angehörten, in verschiedenen Klassen Allgäu-Meister hervorgingen, die sich bis zur bayerischen und deutschen Meisterschaft im wahrsten Sinne des Wortes „durchkämpften".

Zunehmend wurde es immer schwieriger ein Gelände zu finden, um mit den Jugendlichen den Kartsport weiter zu betreiben. Parkplätze standen aufgrund verlängerter Öffnungszeiten nicht mehr zur Verfügung. Daraufhin wurde die Jugendarbeit eingestellt, der Verein verlor Mitglieder.

Der Ortsclub konzentrierte sich in den letzten Jahren mehr auf touristische Ausflüge. Wir waren in Berlin, im Harz, in Thüringen, in der Pfalz und anderen interessanten Orten in Deutschland.

2011 waren die damaligen Vorstandsmitglieder der Vereinsarbeit müde und wollten den Automobil-Club Füssen sterben lassen. Der Verein sollte auflösen werden. Der Verein stand kurz vor dem Aus. Doch viele Mitglieder sahen das anders und kämpften um den Erhalt des Vereins. Ein Verein mit der historischen Tradition muss erhalten werden.

Von 20113-2015 konnte durch aktive Vereinsarbeit weitere Mitglieder gewonnen werden. Mit dem Automobil-Club München entwickelte sich eine intensive Freundschaft und durch gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten sind beide Clubs näher zusammen gerückt. Im Jahr 2015 feierte der Verein sein 90. Vereinsjubiläum mit einem großen Sommerfest auf dem Kaiser-Maximilian-Platz .